Mittwoch, 4. Dezember 2013

Homophobes Arschloch, Klappe die 2.

Dienstag, Marktgasse Winterthur. Tamara hat Feierabend, schlendert Richtung Bahnhof, um dort in die S29 zu hüpfen.

Doch plötzlich sehe ich die Gefahr. Sie lauert auf Höhe C&A und hat mich schon fixiert. Ehe ich mein Handy hervor holen und eine furchtbar wichtige Unterhaltung vortäuschen konnte, sprach er mich an. Auch die typische Ausrede "Sorry, ich muess uf de Zug stresse" nützte nichts. Da war ich. In den Fängen eines Unterschriftensammlers. Irgendetwas mit Spenden für ein Flüchtlingslanger in Nepal.

Okay, der Typ scheint ganz nett, verspricht mir "keinerlei Verpflichtungen", ich lasse mich auf das Gespräch ein.

Und ich merke: Ein wirklich flotter Typ. Erklärt mir alles, labert irgendwas von einem gemeinsamen Kaffeetrinken, und wir diskutieren und klagen über die Diskriminierung von Migranten in der Schweiz. Alles gemütlich, ich willige zu einer Spende ein und schneide als nächtes Thema noch die Diskriminierung von Homosexuellen an.

Und dann passierte es.

"Also ich hätte ein Problem damit, wenn mein Sohn schwul wäre."

Bitte WAS? Sämtliche Sympathie, die ich gegenüber diesem Typen emfpunden habe, verschwand innert Sekunden und ich spürte wie die Wut sich in mir aufbaute.

"Echt, hättest du kein Problem damit, wenn dein Sohn einen anderen Mann in den Arsch ficken würde?"

JA, GENAUSO HAT ER ES FORMULIERT. Als Reaktion setze ich zu einem meiner berühmten Vorträge an.

Nein, ich habe kein Problem damit. Ich würde meinen Sohn immer noch lieben. Es ist mir egal, mit wem er in die Kiste steigt und ob er Männlein oder Frauchen anal befriedige. Solange er glücklist ist, bin ich es auch. Und Leute, die damit ein Problem haben, sind genau so grosse Arschlöcher wie Rassisten. Denn genau wie die Herkunft sucht man sich auch seine sexuelle Orientierung nicht aus.

Unterschriften-Heini :"Doch, das sucht man sich schon aus."

Wütende Tamara: "Ah. Du bist also eines Tages aufgewacht und hast für dich entschieden: So, von heute an bin ich hetero!"

Unterschriften-Heini: "Nein. Ich bevorzuge halt einfach das." Er zeigt auf meine Brüste.

Wütende Tamara. "Eben. Weil du so geboren bist. Und sei doch froh, je mehr Schwule es gibt, desto mehr Frauen bleiben für die Heteros."

Unterschriften-Heini: "Sehe ich anders. Aber verstehe mich nicht falsch, ich bin nicht homophob."

DOCH, BIST DU, DU ARSCHLOCH!

Homophobie (von griech. ὁμός homós:[1] gleich; φόβος phóbos: Angst, Phobie) bezeichnet eine soziale, gegen Lesben und Schwule gerichtete Aversion bzw. Feindseligkeit.

Dass du ein Problem damit hättest, wenn dein Sohn schwul wäre, sehe ich als Aversion bzw. Feindseligkeit gegen Homosexuelle. Aber du kannst dich ja gerne mal mit Bushido darüber austauschen.

Da ich dem Typen noch eine Chance geben wollte, stellte ich ihm gegen Ende unseres Gesprächs noch die Frage der Fragen.

Immer noch wütende Tamara: "Würdest du denn deinen Sohn nicht mehr lieben, wenn er schwul wäre?"

Unterschriften-Heini schweigt lange und sagt schliesslich: "Doch."

Immer noch wütende Tamara: "Siehst du. Point made, I rest my case."

Unterschriften-Heini gehen die Argumente aus: "Du, mein Chef guckt schon die ganze Zeit so komisch. Wir können ja sonst mal weiter diskutieren. Ich bin immer in Winti."

Immer noch wütende, aber triumphierende Tamara: "Klar. Machen wir. Schönen Abend."

Mit einem Händedruck verabschiedete ich mich von dem Unterschriften-Heini, griff nach der Kopie meiner Spendenbestätigung und warf sie demonstrativ in den nächsten Abfalleimer.